"LICHTKREISE" und "LICHTKREUZE"** selbst gemacht



1  Zusammenfassung

Man sollte in Betracht ziehen, dass ein "Lichtkreis" ("Circle of Light") oder ein "Lichtkreuz"** ("Cross of Light") nichts mit Magie oder einem spirituellen oder paranormalen Phänomen zu tun haben könnten. Jedermann/frau kann nämlich leicht zu Hause einen "Lichtkreis" und ein "Lichtkreuz"** erzeugen. Es sind dazu weder spezielle physikalische Kenntnisse noch teure Gerätschaften notwendig.
Vor einigen Wochen bin ich selber das erste Mal im Internet über dieses Phänomen gestolpert. Wie offensichtlich viele andere Personen war ich sehr erstaunt und etwas verwirrt. Um mir mehr Klarheit zu verschaffen, habe ich meine eigenen Experimente gemacht. Und ich war erstaunt, wie einfach das Phänomen zu reproduzieren war. Und ich ermutige alle, die sich für dieses Phänomen interessieren, das Selbe zu tun!


** Bemerkung: Als ich diesen Text schrieb, war mir noch nicht bekannt, dass die "Lichtkreuze" in Einglas-Fenstern erscheinen und das Licht von hinten kommt. Ich habe diesen Hinweis (und andere Anmerkungen) später von Todd Lorentz erhalten. Das ist eine gute Erklärung, warum meine Bilder nicht an die "Originale" herankommen. Später erhielt ich ein Mail von JD Rabbit mit Detailinformationen aus erster Hand zu den Lichtkreuzen.


2  Einführung

Während der grösste Teil des einfallenden Lichtes das Glas eines Fensters passiert, wird ein kleiner Teil des Lichtes reflektiert. Wenn das reflektierte Licht auf ebene Wand (oder Boden) fällt, kann eine

A B
beleuchtete Fläche beobachtet werden. Unter normalen Bedingungen hat die beleuchtete Fläche die Form eines Rechtecks. In seltenen Fällen erscheint eine Kreisfläche und in der Mitte ein noch helleres, x-förmiges Kreuz. Diese Figur wird von vielen Leuten als "Circle of Light" bezeichnet, deutsch meist "Lichtkreis" genannt. Das Bild A (Beispiel aus dem Internet) zeigt zwei typische "Lichtkreise". Wie man selber einen "Lichtkreis" erzeugen kann ist im Abschnitt 3 beschrieben.

Andere Fotos zeigen ein "Cross of Light" wie in Bild B, deutsch meist als "Lichtkreuz"bezeichnet. Was ist der Unterschied? Beim Betrachten eines "Lichtkreises" schaut man auf ein beleuchtetes Objekt (Wand, Boden), welches durch das vom Fenster reflektierte Licht angeleuchtet wird. Beim Betrachten eines "Lichtkreuzes" schaut man direkt gegen das Fenster, welches das Licht reflektiert. Wie man selber ein "Lichtkreuz" erzeugen kann ist im Abschnitt 4 beschrieben.

Das Glas eines Fensters kann völlig eben sein, ohne jede Krümmungen. In diesem Fall kann weder ein "Lichtkreis" noch ein "Lichtkreuz" beobachtet werden.

Wenn das Glas irgendwelche Krümmungen aufweist, können unter Umständen "Lichtkreise/ -kreuze" beobachtet werden. Aber wenn es sich um mehr oder weniger zufällige Krümmungen und Verbiegungen handelt, so wird das resultierende Bild vielleicht eher einem Schuh oder einem Wrack gleichen. Zwei Bedingungen müssen mindestens erfüllt sein, damit ein "Lichtkreise/ -kreuze" von bester Qualität beobachtet werden kann:
1. Das Fenster muss aus Float-Glas (völlig flach) hergestellt sein. Float-Glas wird mit einem speziellen Verfahren hergestellt und wird seit vielleicht etwa 20 oder 30 Jahren in Fenstern eingesetzt.
2. Eine spezielle, schwache aber symmetrische Verformung des Glases.
Diese symmetrische Verformung wird normalerweise durch eine Druckdifferenz erzeugt. Wenn da Glas relativ dünn ist und der Abstand zwischen den beiden Scheiben gross ist, so können bereits Luftdruck- oder Temperaturschwankungen ausreichen, um das Licht zu fokussieren (sofern die Distanz stimmt). Weil das Gas zwischen den beiden Scheiben noch besser isoliert, wenn der Innen-Druck reduziert wird (dieser Innen-Druck ist allerdings noch weit von einem Vakuum entfernt, welches die Scheiben bersten lassen würde), führt auch dies zur Verformung der Scheiben. Damit der Unterdruck im Fenster jahrelang erhalten bleibt, muss das Fenster extrem gut abgedichtet sein, was noch nicht allzulange rationell möglich ist (beziehungsweise durch die Energiespar-Anforderungen forciert wurde). Ich weiss nicht genau, wie lange solche Fenster auf dem Markt sind, aber es könnte sein, dass der Zeitpunkt etwa auf die ersten gemeldeten "Lichtkreise" passt.


3  "Lichtkreis" erzeugen

Als erstes müssen wir ein Pseudo-Fenster bauen. Dies muss nicht unbedingt nach meinem Verfahren geschehen. Auf jeden Fall gilt es folgende drei Punkte unbedingt zu beachten:
1. Das Glas muss so eben wie möglich sein mit einer glänzenden Oberfläche (keine Entspiegelung).
2. Die Luft im Innern des "Fensters" muss teilweise abgesogen werden können.
3. Die Dicke des Glases sollte auf jeden Fall kleiner als 1 Prozent der Breite des "Fensters" sein.
Die Qualität meiner Bilder ist leider sehr schlecht, da ich mangels Fotokamera meine Web-Cam verwenden musste (wer bessere Bilder sehen möchte, ist herzlich eingeladen mir Geld für eine Fotokamera zu überweisen ;-).

Ich habe 2 Bilderrahmen von 30 x 40 cm gekauft. Die Gläser sind je etwa 2 mm dick (es darf sich auf keinen Fall um Kunststoff handeln). Aus Holz habe ich einen Rahmen gebastelt und mit flüssigem Silikon (wie Badewannen-Dichtung) auf jeder Seite luftdicht eine Scheime aufgeklebt. Bild C zeigt das ganze "Fenster" und Bild D einen Ausschnitt des Rahmens. Die vorstehenden Griffe habe ich aus Bequemlichkeit stehen lassen.

C D E F

Später hat sich gezeigt, dass mit Mund und Lunge genug Luft aus dem "Fenster" gesogen werden kann. Ich hatte mir aber bereits ein Ventil (ähnlich einem Veloschlauch-Ventil, am Ende des orangen Schläuchleins, siehe Bild E) und eine kleine Evakuierungs-Pumpe (wie sie zur temporären Aufbewahrung von offenen Weinflaschen verwendet wird, siehe Bild F) besorgt.

Im Winter ist es in der Schweiz häufig bedeckt. Damit ich nicht wochenlang auf ein sonniges Wochenende warten musste, benützte ich als "Sonne" eine 60 W Spot-Lampe (siehe Bild G). Bild H zeigt die "Sonne" aufgenommen durch das "Fenster" hindurch. Die Distanz "Sonne" bis "Fenster" beträgt etwa 3 Meter. Bild I zeigt die Installation des "Fensters".

G H I

Im Bild I kommt das Licht der "Sonne" von links unten und der reflektierte Teil setzt seinen Weg nachher nach unten rechts fort, wo schliesslich die in Bild J gezeigte Wand beleuchtet wird. Die Distanz vom "Fenster" zur Wand beträgt etwa 4 Meter. Es besteht keine Notwendigkeit, das Licht um 90 Grad abzulenken. Ich habe dadurch lediglich vermieden, dass die Projektions-Wand durch die "Sonne" beleuchtet werden könnte (ich habe auch verschiedene andere Winkel und 0 Grad versucht, alles funktioniert).

J

Das Festhalten des "Lichtkreises" mit der Web-Cam war ein Problem. Von Auge war der "Lichtkreis" gut zu erkennen, aber für die Web-Cam war das Licht extrem schwach. Das Beste was ich herausholen konnte ist in den Bildern K, L, M, N und O gezeigt. Bild K stellt die Ausgangslage ohne abgesogene Luft dar. Auf den folgenden Bildern ist dann immer mehr Luft aus dem "Fenster" abgesogen, wodurch die beiden Scheiben gegeneinander durchgebogen werden. Die vordere Scheibe fokussiert das Licht zu einem "X" und die hintere Scheibe streut das Licht zu einem Kreis.

K L M N O P

Drei Wochen später konnte ich Bild P aufnehmen, das einen "Lichtkreis" auf meiner Balkon-Wand zeigt. Weil das Sonnenlicht enorm viel stärker ist als meine "Sonne" ist die Qualität besser.

Eine relative geringe Druckdifferenz zwischen Innenseite und Aussenseite des Fensters genügt um einen "Lichtkreis" zu erzeugen. Bei mir war das "Fenster" etwa 4 m von der Wand entfernt. Gegenüber dem Start (ohne Druckdifferenz, Bild L) war die Einbuchtung im Zentrum bei Bild O etwa 1 mm tief. Für ein reales Fenster mit einer Breite von etwa 60 cm bedeutet dies, dass eine Einbuchtung von nur etwa 0.4 mm genügt, um das Licht in einem Abstand von etwa 20 m zu fokussieren.


4  "Lichtkreuz" erzeugen

Um ein "Lichtkreuz" zu erzeugen muss die Einbuchtung wesentlich tiefer sein als bei einem "Lichtkreis". Eine Tiefe von etwa 2mm war das Maximum, was ich bei meinem "Fenster" mit der simplen Evakuierungs-Pumpe erreichen konnte. Zusätzlich habe ich die Distanz von der Web-Cam zum "Fenster" auf 11 m vergrössert (zur Erinnerung: um ein "Lichtkreuz" zu beobachten muss das Auge oder die Kamera gegen die Richtung des reflektierten Lichtes zum "Fenster" blicken). Da die 11 m Distanz in meiner Wohnung nicht möglich waren, habe ich einen Spiegel benutzt, um das reflektierte Licht zur Web-Cam zurück zu spiegeln, welche direkt über dem "Fenster" installiert war (der Spiegel war vollkommen eben und hat das Licht nicht beeinflusst).

Eine weitere Veränderung war die Verwendung einer matten 40 W Standard Glühlampe (welche das Licht rundum abstrahlt), denn die 60 W Spot-Lampe erwies sich als zu stark (Kontrast-Problem mit Web-Cam).

Bild Q zeigt die Web-Cam auf dem Tiefkühler. Natürlich ist die Web-Cam jetzt im Moment der Aufnahme nicht sichtbar, aber dafür die beiden Linsen, welche vor der Web-Cam aufgebaut sind. Bei den 11 Metern Distanz war das 30 cm "Fenster" winzig klein, weshalb ich mit den beiden Linsen eine Art Teleobjektiv gebaut habe. Unterhalb der Linsen steht auf dem Boden das "Fenster". Weil auch der Tiefkühler Licht reflektiert hat, legte ich hinter das Fenster ein schwarzes Papier. Das Bild R zeigt mein "Lichtkreuz", Bild S ist ein vergrösserter Ausschnitt von Bild R.

Q
R S


Berechnen wir die wirklichen Verhältnisse: Falls die Distanz vom Beobachter bis zum Fenster etwa 10 m beträgt und das "Lichtkreuz" soll die ganze Breite des Fensters (60 cm) abdecken, so muss die Einbuchtung etwa 3 bis 4 mm betragen. Das ist eine sehr starke Verformung, was Nahe legt, dass es sich bei den "Lichtkreuzen" nicht um Reflexionen in Float-Glas Fenstern handelt. Vermutlich handelt es sich eher um nach älteren Verfahren hergestellten Glasscheiben, welche natürlicherweise (ohne Druckdifferenz innen zu aussen) bereits starke Verformungen aufweisen können. Auch ein verzogener Rahmen kann zu grösseren Unebenzeiten führen.

Manche werden vielleicht einwenden, dass viele "Lichtkreuze" anders aussehen als auf meinem Bild (etwas was wohl niemand von meinem "Lichtkreis" behaupten würde :-). Das kann auch als Hinweis betrachtet werden, dass es sich um Scheiben handelt, die anders hergestellt wurden als meine Scheiben.

Ebenfalls eine Schwierigkeit beim Kopieren der "Originale" ist das Fehlen von Informationen zur verwendeten Beleuchtung. Auf einigen Bildern sind zweifarbige "Lichtkreuze" zu sehen, was für die Verwendung von 2 Lichtquellen spricht oder den Einsatz irgendwelcher Filter. Bild T zeigt, wie grossen Einfluss eine kleine Änderung in der Beleuchtung auf das Resultat hat, in das Zentrum der "Sonne" habe ich einen runden Punkt platziert.

T



5  Disclaimer und Copyright Information

Der Autor dieses Artikels kann nicht verantwortlich gemacht werden für allfällige Schäden, Verletzungen oder was auch immer, welche aus dem Erzeugen oder Studieren der "Lichtkreise" oder "Lichtkreuze" entstehen könnten, eben so wenig für irgend Jemands Nachteile, welche sich aus dem Bekanntmachen ergeben könnten, dass es sich bei diesem Phänomen nur um simple Physik handelt ohne irgendwelchen spirituell-paranormalen Hintergrund.

Dieser Text und die Bilder sind frei von einem Copyright. Der Artikel kann frei weiterverbreitet. Es dürfen Auszüge für andere Publikationen verwendet werden, welche auch unter neuem Namen verbreitet werden dürfen (eine Referenz auf diesen Artikel wäre wünschenswert, ist aber nicht obligatorisch), sogar wenn jemand damit Geld verdient.

Falls jemand Schwierigkeiten hat, die obige Anleitung zu verstehen, gebe ich gerne weitere Auskünfte (david.amler@gmx.ch). Selbstverständlich sind auch Kommentare und Vorschläge willkommen.



( David Amler, david.amler@gmx.ch, Switzerland January 2003 )